„Meine Leidenschaft bis zur Rente!“

Interview mit Staplerfahrerin Nadine aus der Staplerfahre.de-Facebookcommunity

Nadine König hat es geschafft – sie hat als Staplerfahrerin ihren Traumjob gefunden. Seit einem Jahr sitzt sie nun auf dem Staplerbock und stapelt mit ihren Kollegen und Kolleginnen fleißig um die Wette. Welche Steine auf ihrem Weg zur Staplerfahrerin lagen und wie sie sich als Frau in der vermeintlichen Männerdomäne schlägt, verrät sie uns im Interview.

Staplerfahrer.de: Nadine, warum bist du Staplerfahrerin geworden?

Nadine: Mein Weg zur Staplerfahrerin begann bei der Deutschen Post AG, bei der ich als Zustellerin angestellt war. Danach habe ich viele andere Berufe in den verschiedensten Firmen ausprobiert, bis ich bei einer Leihfirma gelandet bin. Dort habe ich Autoteile verpackt und für den Versand ins Ausland vorbereitet. Letztes Jahr reifte in mir dann der Entschluss, den Staplerschein zu machen. Zugegeben, ich wollte dadurch einfach mehr Geld verdienen. Doch ich hatte schon immer Interesse an Gabelstaplern und wollte lernen, sie zu bedienen. Und was soll ich sagen? Ich kann endlich sagen, dass ich wirklich Spaß bei der Arbeit habe!

Staplerfahrerinnen sieht man nicht so häufig. Hast du das Gefühl, dass Staplerfahren eine Männerdomäne ist?

Nadine: Man sieht überwiegend Männer im Stapler sitzen, das stimmt auf jeden Fall. Ich bin mir nicht sicher, warum das so ist. Ein möglicher Grund könnte sein, dass sich viele Frauen den Beruf gar nicht erst zutrauen. Doch das ist Quatsch. Mädels: Wenn ihr Lust aufs Staplerfahren habt, macht es einfach und fragt euren Chef, ob ihr einen Staplerschein machen dürft! Denn wie man sieht, kann man es auch als Frau schaffen, einen Gabelstapler zu bedienen.

Was hast du als Frau für Erfahrungen im Lager gemacht?

Nadine: Ich habe die unterschiedlichsten Erfahrungen gesammelt, positive wie negative. Mit meinen Kollegen und Kolleginnen arbeite ich im Lager beispielsweise super zusammen, da gibt es kaum mal Probleme. Auf der anderen Seite musste ich damals bei der Leihfirma lange betteln, um endlich meinen Staplerschein machen zu dürfen. Männliche Kollegen, die erst seit drei Monaten dabei waren, konnten direkt den Schein machen – und ich musste selbst nach einem halben Jahr Firmenzugehörigkeit jeden Tag nachfragen. Da fühlt man sich als Frau schon benachteiligt, das war zum Teil sehr deprimierend. Aber letzten Endes hat es ja doch geklappt!

Was muss eine Frau mitbringen, um eine gute Staplerfahrerin zu werden?

Nadine: Sowohl Frau als auch Mann sollten definitiv Feingefühl mitbringen. Ein Gabelstapler sieht zwar groß und wuchtig aus und zieht deshalb womöglich eher Männer an, aber die Arbeit mit den Zinken ist dennoch absolute Präzisionsarbeit.

Wie sieht dein Stapleralltag aus: ruhig oder eher stressig?

Nadine: Mein Tag sieht jedes Mal aufs Neue anders aus, Routine gibt es bei uns fast nicht. Mal läuft es stressig, mal ganz ruhig und geordnet, dann wieder chaotisch, am nächsten Tag wieder wie am Schnürchen. Kein Tag gleicht dem anderen, soviel ist sicher. Aber genau diese Abwechslung macht mir unheimlich viel Spaß und es reizt mich, auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Welche Tätigkeit übst du im Lager aus?

Nadine: Mein Aufgabenbereich ist zum Großteil der Wareneingang. Das passt mir ganz gut, da ich am liebsten LKW ablade – außerdem ist es nach wie vor eine große Herausforderung für mich. Trotzdem bin ich auch froh, wenn ich einfach mal den ganzen Tag die Ware einlagern oder umlagern darf. Das ist für mich wie Tetris spielen – das Spiel habe ich früher geliebt. Generell muss ich sagen, dass mir das Staplerfahren ein super Gefühl gibt: Mein Unternehmen vertraut mir so sehr, dass ich teure und wertvolle Waren transportieren darf. Es fühlt sich toll an, dass sie mir solch eine verantwortungsvolle Aufgabe geben.

Warum ist es so wichtig, den Job als Staplerfahrerin mit Leidenschaft zu machen?

Nadine: Leidenschaft ist in jedem Beruf wichtig, nicht nur beim Staplerfahren. Dennoch muss sie beim Stapeln permanent vorhanden sein, da man stets konzentriert und geduldig sein muss. Ohne Leidenschaft für seinen Beruf fängt man an zu Schludern, man arbeitet unsauber. Gerade beim Staplerfahren kann das zu schlimmen Unfällen und Schäden führen. Ich bin mir sicher, dass ich meine Leidenschaft bis zur Rente nicht verliere und daher noch lange Zeit im Stapler sitzen werde!

Hast du schonmal beim StaplerCup mitgemacht?

Nadine: Nein, ich bin beim StaplerCup noch nicht angetreten. Ich habe aber schon viel davon gehört. Vielleicht sollte ich das mal in Angriff nehmen. Es macht bestimmt Spaß, sich mit anderen Staplerfahrerinnen zu messen und die Atmosphäre aufzusaugen.

Welche möglichen Vorurteile möchtest du über Staplerfahrer aus dem Weg räumen?

Nadine: Das Vorurteil, dass Staplerfahrer und Staplerfahrerinnen ja nur sitzen und faul sind! Nur, weil wir eine „sitzende“ Tätigkeit machen, sind wir noch lange nicht faul. Natürlich sitzen wir die meiste Zeit im Stapler, das stimmt schon. Dennoch gehört zum Job viel mehr dazu, beim Staplerfahren sitzen wir ja schließlich nicht nur acht Stunden und fahren Paletten hin und her.

Ist es für das Staplerfahren von Vorteil, körperlich fit zu sein?

Nadine: Es ist definitiv von Vorteil, körperlich fit zu sein! Aber das werden viele erst verstehen, wenn sie mal ein paar Tage selbst in einem Stapler gesessen haben. Dann würden sie Muskeln spüren, von denen sie bislang gar nicht wussten, dass sie existieren. Um mich körperlich fit zu halten, trainiere ich vier- bis fünfmal die Woche im Fitnessstudio. Dabei setze ich sowohl auf schweres Krafttraining als auch auf Cardio-Einheiten. Ich versuche einfach, einen Ausgleich zum vielen Sitzen zu bekommen – und das gelingt mir auf diese Weise ganz gut.

Welche Probleme können bei der Arbeit als Staplerfahrerin auftreten? Gibt es Reibereien mit anderen Kollegen?

Nadine: Natürlich gibt es immer mal Diskussionen mit anderen Kollegen und externen Mitarbeitern, so wie in jedem Beruf oder jeder Firma. Im Logistik-Bereich muss man hin und wieder auch logisch denken, das fällt dem einen leichter als dem anderen. Auch LKW-Fahrer verstehe ich oftmals nicht. Klar, auch sie haben Zeitdruck, aber trotzdem könnte die Zusammenarbeit reibungsloser funktionieren.

Warum ist die Staplerfahrer-Community auf Facebook so großartig?

Nadine: Weil wir alle aus dem gleichen Holz geschnitzt sind.

Vervollständige diesen Satz: Ein richtiger Staplerfahrer ist nur, wer…

… das Mundwerk eines Kesselflickers hat!

Nadine, vielen Dank für das nette und interessante Gespräch!